Weißenfelser unterstützen die Bauern-Sternfahrt auf ihrem Weg nach Berlin
Die Bürgerinitiative Pro Weißenfels hieß heute bei strahlendem Sonnenschein die Sternfahrer in Weißenfels herzlich willkommen. Mit einer gemeinsamen Kundgebung vor dem Tönnies-Schlachthof in der Neustadt durch die gesamte Innenstadt führend zum Weißenfelser Marktplatz unterstützten zahlreiche Bürger deren Anliegen für eine wirklich nachhaltige, umweltverträgliche bäuerliche Landwirtschaft.
Einig war man sich, dass am Negativbeispiel Weißenfels das ganze Ausmaß und Dilemma dieser Fehlentwicklungen deutlich wird. Die Bürgerinitiative wehrt sich hier konsequent, dass die barocke Kleinstadt zum „Schweinefels“ verkommt.
Der jetzt schon größte Schlachtkonzern Tönnies mit einem Marktanteil von knapp 25% will mitten in der Stadt an der Saale seine Kapazität erneut auf nun über 20.000 Schweineschlachtungen pro Tag ausbauen. Dies hat nichts mehr mit einer regionalen oder selbst landesweiten Versorgung zu tun. Es geht bei einem gesättigten Markt vornehmlich um reine Profitmaximierung zum Ausbau von billigen Fleischexporten, auf Kosten der Menschen vor Ort, der Natur- und Umwelt aber auch der landwirtschaftlichen Produzenten. Während hier ganze Stadtteile Lärm und Gestank ausgesetzt sind, leiden gerade die Schweinebauern unter der damit weiter forcierten Konzentration in der deutschen Schlachtindustrie. Immer weniger Schlachthöfe stehen zur Auswahl, an die sie ihre Schweine verkaufen können. Die Marktmacht der Schlachtgiganten wächst und gleichzeitig schwindet der Einfluss der Landwirte. Entgegen der Behauptung von Tönnies kann der Großkonzern dies auch nicht mit dem angeblichen Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit begründen. Nicht Tönnies als Marktführer, sondern kleinere und mittlere Schlachthöfe müssen bei einem solch forcierten Preisdruck um ihre Wettbewerbsfähigkeit bangen. Zugleich wird Tönnies hier in Mitteldeutschland zum Motor einer dramatischen Industrialisierung in der Schweineproduktion, mit geplanten Anlagen zumeist holländischer Investoren in ebenso überdimensionierten Größen, um die in der Region nicht vorhandenen Schweinemengen aufzubringen. Als Kernbotschaft an Frau Merkel wurde gefordert, die erneute Kapazitätserweiterung von Tönnies zu stoppen und endlich auf ein gerade noch verträgliches Maß von 8500 Schweinen pro Tag zu deckeln. Die derzeit unverträglichen Mengen von bis zu 15.000 Tieren pro Tag beruhen auf einer nicht rechtskräftigen Genehmigung, gegen die eine Klage von Anwohnern und dem BUND Sachsen Anhalt beim Verwaltungsgericht Halle anhängig ist. Besonders wichtig war allen Teilnehmern, dass solche Großstrukturen nicht noch weiter, wie hier praktiziert durch direkte und indirekte Fördermittel unterstützt werden. Dies stieß auf viel positive Resonanz bei den Weißenfelsern, die den anschließenden Stand der Sternfahrer auf dem Wochenmarkt rege frequentierten.
Die Message an Frau Merkel hieß abschließend: „Gehen Sie auf die Sternfahrer zu, greifen Sie den Dialog mit den Bauern und Bürgern auf und leiten Sie nach der Energiewende nun endlich auch die längst überfällige Agrarwende ein“.