Interessante Parallelen zwischen Rheda-Wiedenbrück und Weißenfels, Ein Stadtrat resümiert

 

In dieser Woche erhielt ich von einer Bekannten das Buch „Der Fleisch-Report“ von Eimler/ Kleinschmidt. Obwohl die Auflage von 1990 ist, zeigt sie doch immer wieder Parallelen zur heutigen Zeit und zu Weißenfels auf. Unter dem Kapitel „Westfälische Schlachteplatte“ berichten die Autoren über die Errichtung des Schlachthofes in Rheda-Wiedenbrück und die Umgangsmethoden der Unternehmer Tönnies folgendermaßen:

 

Dort plante das Unternehmen Tönnies die Errichtung eines „Superdinges“ in einem Landschaftsschutzgebiet. Alles lief prima, die Stadt mag sie, die Presse mag sie, bis der Plan auf die Kritik der Bevölkerung und der Umwelt- und Naturschützer trifft. Sie beginnen nachzuweisen, dass der neue Schlachthof vielleicht mehr Geld für die Familienkassen Tönnies bringt, im übrigen aber starke Belastungen der Umwelt, steigende Schlachtzahlen und Fleischberge, also kaum Nutzen für die Gesellschaft verspricht. Den Bürgern rückt man stets nur kleine Teilgebiete der Riesensauerei ins Blickfeld, um ein Mitreden zunehmend zu erschweren. Politisch organisiert sind die Tönnies-Brüder einmal in der SPD und einmal in der CDU, eine Schwester fand ihre Heimat in der FDP. 1989 nimmt der Stadtrat von Rheda-Wiedenbrück Anlauf zur Änderung des Flächennutzungsplanes, um die Errichtung des Schlachthofes auch teilweise im Landschaftsschutzgebiet zu ermöglichen. Die Brüder Tönnies stellen viele neue Arbeitsplätze in Aussicht und machen die Kommunalpolitiker mit zu erwartenden Steuern sichtbar glücklich. Sie scheren sich einen Teufel darum, was wirklich geschehen wird, die Erzählungen von Bernd Tönnies sind allemal intelligenter und zweckmäßiger als die Fragen der angeblich fürs Volkswohl Tätigen. Fragen und Vorwürfe, die eigentlich auf politischen Ebenen verhandelt werden müssten, kommen von den Bürgerverbänden.

 

Die Autoren kommen zu der Erkenntnis, „man peitscht eine Sache durch, von der man wirtschaftlichen Gewinn erwartet, und die Menschen, die von dieser „Sache“ betroffen sein werden, erhalten zu keinem Augenblick die geeignete Aufklärung. Wie oft bei ähnlichen Recherchen finden wir eine große Menge Material, das bei gewissenhaftem Studium eine ausreichende Basis für eine Entscheidung böte. Das Dumme ist nur, dass wir, die wir diese Unterlagen studieren, nicht die Entscheidungen treffen und dass diejenigen, die in solchen Fällen „JA“ oder „NEIN“ zu sagen haben, die Unterlagen entweder nicht lesen oder deren Fazit ignorieren.“

 

Dann ging es in Rheda-Wiedenbrück gleichfalls wie in Weißenfels um ein neues Klärwerk, das Unternehmen baut kein eigenes.

 

Professor Wenzel empfiehlt: „Man sollte Schlachthöfe nicht Schlachthöfe nennen. Wegen der ein bis zwei Minuten, während derer geschlachtet würde! Fleischwerk empfiehlt der Professor, das wäre richtig und klänge nicht so negativ.

 

Da ich nun schon über mehrere Jahre die politischen Vorgänge in Weißenfels aufmerksam verfolge (soweit man die Bürger daran teilhaben lässt), ist festzustellen, dass sich oben genannte Sachverhalte, zumindest inhaltlich, in Weißenfels zu wiederholen scheinen. Ob es nun am Thema oder an den Akteuren liegt, möchte ich hier offen stehen lassen. Fakt ist, aus der Vergangenheit wird nicht dazu gelernt, vielleicht will man auch nicht. Als einer der seit geraumer Zeit nun gleichfalls in der Politik angekommen ist und sich im Sinne seiner Wähler einmischt, könnte ich genügend von „eiskalten Winden“ erzählen die einem so entgegen wehen und von Wespennestern, in die hinein gestochen wird, gleichfalls von Geheimniskrämereien und Intrigen. Persönliche Befangenheit wird den politischen Gegnern angelastet. Persönliche, finanzielle und wirtschaftliche Verstrickungen der selbst ernannten „guten Seite“ werden billigend in Kauf genommen bzw. verschwiegen. Die aktuellen Entwicklungen zeigen aber, dass die Bevölkerung solche Entwicklungen nicht mehr akzeptiert und sich zunehmend erfolgreich einmischt. In diesem Sinn werde auch ich mit dafür sorgen, dass es in der nächsten Zeit im Weißenfelser Raum spannend bleibt.

 

Clemens Wanzke 

 

Quelle: Wolf-Michael Eimler & Nina Kleinschmidt (1990): Der Fleisch-Report, Hoffmann und Campe Verlag