Stellungnahme zum MZ-Artikel "Vorwürfe gegen Schlachthof" vom 23.12.2008
Die Mitteldeutsche Zeitung (MZ) nahm am 23.12. auf die Pressemitteilung des BUND Sachsen-Anhalt und der Bürgerinitiative Pro Weißenfels vom 19.12.2008 Bezug. Dieser ist hier abzurufen.
Nach Meinung der Bürgerinitiative wurden in diesem Beitrag Sachverhalte einseitig und zugunsten des Unternehmens dargestellt. Belegte, wiederholte Verstöße von Tönnies sind darin unverständlicherweise nicht thematisiert. Es wird so der Eindruck erweckt, dass es sich hierbei um Vorwürfe handelt, obwohl alle darin erwähnten Fakten klar belegbar sind. Gerade deshalb hat der BUND eine erneute Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Naumburg erstattet.
Der Artikel gab uns Anlass, Stellung zu beziehen und bei der MZ in Form eines Leserbriefes zu reagieren. Dieser wurde zwar am 06.01.2009 veröffentlicht, wichtige Sätze und Abschnitte (rot markiert) aber komplett weggelassen. Diese Tatsache sowie das im Originalartikel der MZ auf die Kritiker bezogene Kriegsvokabular wie das Wort "bekämpfen" zeigt uns darüber hinaus, dass hier offensichtlich unbegründet in Gut und Böse unterschieden werden soll.
Im Artikel äußert der Geschäftsführer der Fleischwerk Weißenfels GmbH Reinhold Dierkes, dass erst die höhere Zahl der täglichen Schlachtungen den Betrieb überhaupt in die Lage versetzt, weitere Investitionen zur Verringerung der Schall- und Geruchsimmissionen zu tätigen. Was ist das für eine Logik? Wir bauen, erweitern und steigern genehmigungsbedürftige Industrieanlagen erst, um dann später in der Lage zu sein, vorab zwingend notwendige Schutzauflagen einzuhalten? Dies scheint die bisher übliche Handlungsweise des Unternehmens gewesen zu sein, die eigenen wirtschaftlichen Interessen sofort umzusetzen, aber notwendige Auflagen zum Schutz der Menschen und der Umwelt nur zeitlich versetzt und zögerlich, meist nur auf Druck der Öffentlichkeit zu realisieren. Tatsache ist, dass mit dem Genehmigungsbescheid vom 27.Mai 2008 Auflagen und Nebenbestimmungen erteilt wurden, deren Einhaltung erst realisiert werden müssen, um im Nachgang die Schlachtkapazität überhaupt steigern zu dürfen. Die von Dierkes angesprochenen Einzelmaßnahmen wie eine neue Viehwagenwaschhalle oder die Schutzwand zur Einhausung von Kondensatoren sind nur ein Teil der Auflagen und daher unzureichend. Fakt ist doch, dass sich die neue Waschhalle erst im Bau befindet und die Wirkung der angesprochenen Schutzwand noch nachzuweisen ist.
Das es zur Prüfung der Teilstilllegung kommt, liegt allein in Verantwortung des Unternehmens. Nicht nur das die behördliche Erwägung dieser Zwangsmaßnahme in zwei amtlichen Schreiben des Landesverwaltungsamtes vom 09.12.2008 zweifelsfrei belegt ist, es wurden auch offiziell wieder 12 Kapazitätsüberschreitungen von Tönnies in Weißenfels bestätigt. Warum die Pressesprecherin des Landesverwaltungsamtes dies nicht bestätigen kann oder will, ist unverständlich, ändert aber an den Tatsachen nichts.
Schlimmer dagegen ist die Aussage des Herrn Dierkes, der die Vorwürfe als haltlos bezeichnet und damit die 12 sogar von der Überwachungsbehörde bestätigten Überschreitungen verschweigt. Was soll man diesem Unternehmer eigentlich noch glauben? Die von der MZ angeführten Beschäftigungszahlen etwa? Wenn man bei Lärm- und Geruchsbelastung die Rechtsformen von Schlacht- und Zerlegebetrieb unverständlicherweise getrennt betrachten will, hätte dieser Logik folgend nur die weitaus geringere Beschäftigtenzahl der Fleischwerk Weißenfels GmbH angeführt werden dürfen. Warum wurde auch nicht die am 18.12.2008 in der MZ veröffentlichte deutlich niedrigere Beschäftigtenzahl von 1050 für die gesamte B&C Tönnies Gruppe in Weißenfels verwendet? Wenn diese aus der Region kommen, warum ist dann noch Wohnraum für Tönnies-Arbeitnehmer im geplanten Neubau an der ehemaligen Poststelle mittels Geldern der Bauausstellung IBA 2010 nötig?
Bleibt nun für das neue Jahr zu wünschen, dass Recherchen nicht nur einseitig erfolgen und auch darüber berichtet wird, dass sowohl selbst ernannte Vermittler wie die IHK oder auch die Tönnies Gruppe, entgegen öffentlichen Absichtserklärungen bisher auf Kritiker nicht zugegangen sind, um gemeinsame Lösungen für Probleme zu finden.