Regelmäßige Überschreitung der Einleitwerte in die Saale durch Weißenfelser Kläranlage bestätigt, Abwasserstrafbescheide in beträchtlicher Höhe zu erwarten 

Bei 4 von 6 behördlichen Kontrollen im Jahre 2007 wurden die Einleitwerte der Kläranlage des Zweckverbandes für Abwasserentsorgung Weißenfels (ZAW) nicht eingehalten. Darüber informierte die verantwortliche Wasserbehörde des Burgenlandkreises auf Anfrage des BUND. Das in die Saale eingeleitete Klärwasser überschritt dabei die gesetzlichen Grenzwerte für Ammonium-Stickstoff sowie Gesamter organischer Stickstoff, im Einzelfall sogar bis zu 90% vom zulässigen Grenzwert. Da sich Überschreitungen über einen längeren Zeitraum feststellen ließen, kann der BUND nicht nachvollziehen, dass die Behörden nicht eher und energischer eingriffen, um weitere Verstöße gesichert auszuschließen. Der BUND macht auf die möglichen schädlichen Auswirkungen auf das sensible Ökosystem Saale, insbesondere der dortigen Lurch- und Fischpopulationen, aufmerksam und verlangt Aufklärung sowie Konsequenzen von der Fachaufsichtsbehörde im Landesverwaltungsamt Halle (LVA), Referat 405. Bereits im Februar und März 2006 kam es zu erheblichen Überschreitungen in gleicher Kläranlage, welche in Zusammenhang mit einer angeführten Betriebsstörung stehen sollen. Der BUND hat auch diesbezüglich Aufklärung verlangt. U

 

nverständlich ist die Aussage der unteren Wasserbehörde, dass die festgestellten Überschreitungen keinem konkreten Einleiter bzw. Verursacher zugeordnet werden können. In diesem Fall müssten die Kosten aus den Abwasserabgabenbescheiden der oberen Wasserbehörde, welche bis zu mehreren hunderttausend Euro betragen können, auf den ZAW und folglich die angeschlossenen Gemeinden und letztendlich Bürger umgelegt werden. Der BUND warnt vor dieser Konsequenz und fordert eine umfängliche behördliche Ursachenforschung. Es ist bekannte Tatsache, dass genannte Kläranlage trotz Einwohnerrückgangs durch Einleitungen der ansässigen Lebensmittelindustrie völlig ausgelastet ist und keine weiteren Pufferkapazitäten vorhanden sind. Da die untere Wasserbehörde bei der letzten Überschreitung als Ursache eine Störung der privaten Flotationsanlage der Fleischwerk Weißenfels GmbH von der Firmengruppe Tönnies angibt und der ZAW im verspäteten Maßnahmekatalog zur Abstellung der Ursachen vorrangig auf Optimierungs- und Erweiterungsarbeiten von Anlagenteilen des Fleischwerks abstellt, gäbe es für den BUND ausreichend Anhaltspunkte für gezielte Ermittlungen.  Der BUND vermutet, dass zwischen den von der unteren Wasserbehörde festgestellten Verstößen und dem vom BUND über staatsanwaltschaftliche Ermittlungen festgestellten Schlachtkapazitätsüberschreitungen im Tönnies-Fleischwerk ein Zusammenhang besteht. So wurden gerade in den Monaten November und Dezember 2006 erhebliche Überschreitungen der Tages- und Wochenleistung in der Schlachtung nachgewiesen, wobei bis zu 1.500 t Lebendgewicht (ca. 13.000 Schweine) täglich anstatt genehmigter 8.600 Schweine/Tag getötet wurden. Dies muss zwangsläufig zu einem beträchtlichen Anstieg der Schmutzfrachten geführt haben. Da die Immissionsschutzbehörde des LVA Halle, Referat 402 eine für den BUND ungerechtfertigt großzügige Fristsetzung zur Abstellung der Kapazitätsüberschreitungen von Tönnies bis 28.02.2007 erlaubte, sind die nun von der unteren Wasserbehörde am 08.01.2007 bzw. 26.02.2007 festgestellten z.T. erheblichen Einleitwertüberschreitungen in die Saale von besonderer Brisanz. Es stellt sich dem BUND die dringliche Frage, ob hier absehbare Überschreitungen auf der Kläranlage durch erhöhte Abwassermengen billigend oder aufgrund fehlender interner behördlicher Abstimmung über Monate in Kauf genommen wurden? 

 

Abschließend verweist der BUND auf seine ablehnende Haltung bezüglich einer erneuten millionenschweren Erweiterung der Kläranlage im Rahmen der umstrittenen Schlachthoferweiterungsplanung von Tönnies auf über 20.000 Schweine pro Tag. Diese befindet sich im sensiblen Landschaftsschutzgebiet Saaletal sowie im Hochwasserschutz- und Überschwemmungsgebiet. Bei zusätzlich über 4 Millionen Liter zu klärenden Schlachtabwässern pro Tag, würde die Anlage den kommunalen Charakter gänzlich verlieren und zu einer für die Stadt völlig überdimensionierten Industriekläranlage wachsen. Es ist einzuschätzen, dass am Ende des Ausbaus eine Größe der Schlammbehandlung von insgesamt über 300.000 Einwohnergleichwerten erforderlich wäre. Dies halten wir sowohl im Interesse der Natur und Umwelt, als auch der ca. 35.000 angeschlossenen Einwohner des Zweckverbandes mit sinkender Tendenz für ökologisch wie ökonomisch unverantwortlich!

 

(Stand 18.03.2008)

   

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