Lokale Beiträge (Auswahl)

Leserbriefe von Aktivisten unserer Bürgergruppe an die Mitteldeutsche Zeitung (MZ)

MZ-Artikel "Amt will Überschreitungen der Schlachtmengen ahnden" vom 03.04.2009

Die Landesverwaltungsbehörde (LVwA Halle) brauchte also mehrere Monate um erneut festzustellen, dass Tönnies nun zum wiederholten Male seine Schlachtkapazität überschritten hat. Sieht so Zuverlässigkeit aus? Schuld hört man von der Tönnies-Pressestelle waren aber natürlich die Anderen, die Erzeuger. Welch dürftige Erklärungsversuche. Man dürfe das Unternehmen aber nicht kriminalisieren vernimmt man vom LVwA. Eine unangebrachte Unterstellung in Richtung des BUND. Verfolgt man die Presse, sorgt der Konzern mit staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen für das angeschlagene Image ja offensichtlich lieber selber.

In einem Ordnungswidrigkeitsverfahren will die Behörde nun die neuerlichen Überschreitungen und Auflagenverstöße ahnden. Noch liegt dazu aber kein rechtskräftiger Bescheid vor.

Auf welcher Basis die Behörde aber die Auffassung vertritt, dass der Schlachthof derzeit eine Schlachtkapazität von 12.000 Schweinen/Tag nutzen könne, obwohl man selbst eingesteht, dass nicht alle per Bescheid festgelegten Auflagen insbesondere hinsichtlich Lärm– und Geruchsminderungsmaßnahmen bisher umgesetzt sind, bleibt ihr Geheimnis. Des Weiteren bleibt offen, warum im Rahmen der angeblich ständig durchgeführten Anlagenüberwachung nicht sofort eingeschritten wurde und man zumindest bis zur Klärung des Sachverhalts die Einhaltung der Grenze von 8.600 Schweinen/Tag zum Schutze der Wohnumgebung und Umwelt durchsetzte?

Erst Ende 2008 hatte Tönnies offensichtlich eine weitere Modellrechnung vorgelegt, auf welche man glaubt, sich stützen zu können. Dies muss nun untersucht werden. Warum aber ein Bescheid am 27. Mai 2008 unter zahlreichen baulichen Auflagen erlassen wird, Tönnies aber ganze 6 Tage später ab dem 02. Juni 2008 laut LVwA bereits eine Schlachtkapazität von täglich 12.000 Schweinen nutzte, ohne das überhaupt Zeit für die bauliche Errichtungen bestand, bleibt ungeklärt und gehört untersucht. Selbst bis heute sind alle Maßnahmen wie z. B. die Schlachttierwartehalle nicht umgesetzt. Angesichts einer solchen Arbeit der Behörde, muss man sich nicht wundern, dass das Unternehmen die dürftigen Konsequenzen scheinbar billigend in Kauf nimmt. 

 

MZ-Artikel "Weiße Felsen am Fleischwerk" vom 06.05.2008 

Grüne Stadt am Fluss, Landschaftsachse von Ost nach West, neuer Landschaftszug – das klingt viel versprechend, doch sind es leider nur leere Worthülsen einer großteils verworfenen Planung. Die eigentlich vorgesehene Landschaftsachse wurde von Jahr zu Jahr minimiert. Es  verwundert doch sehr, dass immer noch von einem Bogen zur Saaleaue gesprochen wird, wenn der komplette Bereich westlich der Merseburger Str. bis über die Tagewerbener Str. hinaus per Stadtratsbeschluss zur städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme vom 24. Januar 2008 aufgegeben wurde! Der als vermittelndes Element von Alt- und Neustadt bezeichnete Landschaftszug begrenzt sich (leider) nur noch auf ein relativ kleines Restgebiet zwischen Merseburger Str. und dem geplanten Industriegebiet im Osten und steht in keinem Verhältnis zu dem aufgeführten Motto.

Stadtverwaltung, IBA und Fleischwerk Tönnies möchten den Bürgern einreden, dass die Landschaftsachse durch die initiierte Fassadengestaltung am ersten Bauabschnitt von Tönnies eine qualitative Aufwertung erfährt. Dabei wird versucht, von bestehenden Konflikten abzulenken, wohl wissend, dass sogar ein Widerspruchsverfahren gegen die Baugenehmigung der ersten Versand- und Zerlegehalle anhängig ist. Es hilft keinem, sich etwas schön zu reden und von „naturnaher Gestaltung“ zu sprechen, wenn doch gerade die geplante Erweiterung des Fleischwerkes unsere natürlichen Ressourcen maßlos strapaziert! Welchen Wert hat eine Weißenfelser Landschaftsachse, in welche die industrielle Schweineschlachtung mit über 7 Millionen geplanten Tötungen im Jahr integriert werden soll? Wie einladend ist dieser Landschaftszug noch, wenn die heutigen und prognostisierten Immissionen vom Schlachtwerk eine Erholung dort gar nicht erst zulassen? Bei einer kritischen Betrachtung der ausgestellten Varianten war dennoch auffallend, dass einige Künstler nicht davor scheuten, provokative Vorschläge in Bezug auf das Massenschlachten einzureichen. Man kann nur mit dem Kopf schütteln, wenn mit einer solchen „Landmarke“ ernsthaft Menschen in die Stadt eingeladen werden sollen. Dass die einst stolze Stadt auf weißem Felsen ihren historischen Namen nun noch für eine lächerliche Malerei auf Schlachthauswänden preisgeben soll, ist erschütternd und Ansporn zugleich, dieser Visions- und Konzeptlosigkeit bei der Stadtentwicklung endlich ein Ende zu bereiten.

Mehr zu diesem Thema in der Rubrik IBA

 

MZ-Artikel "Weichen gestellt für größeres Klärwerk" vom 19.12.2007  

Ungeachtet entgegenstehender Fakten sowie einer hohen Kreditlast verabschiedet der Abwasserzweckverband Weißenfels den Investitionsplan mit der gefährlichen Absicht die Kläranlage im Landschaftsschutz- und Überschwemmungsgebiet Saaletal erneut ausbauen zu wollen. Was soll uns Bürgern eigentlich noch zugemutet werden? Wer die Gesamtheit der Fachargumente gegen eine Erweiterung im Rahmen der Planfeststellung negieren will, hat den Ernst der Lage aber auch unsere Entschlossenheit verkannt. Vielleicht sollte die Betonung, den Anschlussgrad der Bürgerhaushalte nun von 95 auf 99 % geringfügig zu erweitern, den Klärwerksausbau ja irgendwie begründen? Wir Bürger brauchen den Ausbau gewiss nicht, wurde doch bei der Neukonzeption der Kläranlage 1996 eine ausreichende kommunale Reserve planerisch vorgehalten. Auch sind Haushaltsabwässer keinesfalls so verdreckt, dass die geplante Erweiterung der Schlammbehandlung  von 100.000 auf 300.000 Einwohnergleichwerte erforderlich wäre! Es sind allein die gigantischen Planabwässer der Firma Tönnies, deren täglich über 4 Millionen Liter Schmutzwasser im Saaletal verarbeitet werden müssten. Dabei ist der Schlachthof  bereits jetzt der größte Indirekteinleiter. Trotz sinkender Einwohnerzahl hat Tönnies mittlerweile selbst die letzten Pufferkapazitäten aus der Erweiterung von 2001 verbraucht und verlangt nach mehr.

Es ist nicht nachvollziehbar, wenn nun von einer wirtschaftlichsten und verträglichsten Variante gesprochen wird. Es mag  vielleicht eine verträgliche Variante für die Wirtschaft geben, nicht aber für Bürger, Stadt und Umwelt. Wann und wo wurde diese neuerliche Variante mit detaillierter Kostenaufstellung der Öffentlichkeit eigentlich vorgestellt? Offensichtlich nimmermüde den wahren Verursacher zu verschleiern, erstellt Frau Girnus Szenarien von Gebührenerhöhungen, Bedarf anderer Gewerbe und spricht von Bremswirkungen für die Wirtschaft. Es fragt sich, wen diese Frau eigentlich noch vertritt bzw. repräsentiert? Entgegen der leeren Parole des Oberbürgermeisters „Wer bestellt bezahlt“ sprach Frau Girnus in Burgwerben nun sogar von ausbleibenden Fördermitteln. Soll also doch der Steuerzahler bemüht werden? Nach welcher Förderrichtlinie glaubt man hier überhaupt förderfähig zu sein? Die eigene Gebührenneukalkulation bis 2010 lässt jedenfalls heute schon keinen Spielraum mehr nach unten. Man muss kein Prophet sein, um zu erahnen, was passiert, wenn danach wunschgemäß die vergrößerte Kläranlage  2010 in Betrieb gehen sollte. 

 

Schlachthoferweiterung Weißenfels und IBA Stadtumbau 2010 - Meinung einer Bürgerinitiative/ Leserbrief Reinsdorf (Veröffentlichung gekürzt am 01.12.07)

Bürgerinitiative gegen die industrielle Massentierhaltung in Reinsdorf hat sich zwischenzeitlich unter anderem mit dem Problem Schlachthoferweiterung Tönnies in Weißenfels beschäftigt. Wir sind über den Verlauf des Beantragungsverfahrens der Schlachthoferweiterung nicht sehr glücklich, da eine Ablehnung im Genehmigungsverfahren noch aussteht und letztendlich die Erweiterung noch erfolgen kann. Sicher gibt es in einem Ort, wo Menschen leben unterschiedliche Meinungen Pro und Kontra und solche denen das ganze Problem nicht interessant genug erscheint oder einfach egal ist. Kann es Euch Bürgern von Weißenfels wirklich egal sein, wenn Eure Umwelt noch weiter gebeutelt wird, wenn Arbeitsplätze in anderen Regionen vernichtet werden, durch Schließung kleinere Schlachthofbetriebe. Das ein Unternehmen perspektivisch die Preise für Schweinefleisch in Sachsen-Anhalt und Deutschland für Erzeuger und Verbraucher diktiert? Dazu finden Sie interessante Lektüre im Internet.

Denken Sie an die Preiserhöhungen der Elektroenergieerzeuger, wenige bestimmen was der Verbraucher zu zahlen hat und dass gleiche steht uns Verbrauchern in der Nahrungsmittelproduktion bevor. Ausschalten der Konkurrenzbetriebe durch Preisdumping und anschließend neue Preisgestaltung nach den eigenen Vorstellungen und damit Gewinnmaximierung. Zwischenzeitlich müssten wir alle das System der freien Marktwirtschaft verstanden haben und wir als Bürgerinitiative Reinsdorf können nicht verstehen, dass die Bürgerinitiative in Weißenfels, welche gegen die Schlachthoferweiterung kämpft, so wenig Unterstützung der Bürger von Weißenfels erfährt. Nach Ihren Stadtvätern soll das jetzige Wahrzeichen im Rahmen „IBA Stadtumbau 2010“ durch die Fleischfabrik ersetzt werden. Die Geschichte von Weißenfels wird entsorgt, es Lebe die Gegenwart und Zukunft der Marktwirtschaft! Die Vogel Straußmentalität hat uns in der Vergangenheit, der Gegenwart und wird uns auch in der Zukunft nicht weiterbringen.

Wir denken, die Bürger welche ein Gewissen haben, sollten gemeinsam mit der Bürgerinitiative den Bau, sowie die geplante Wahrzeichenänderung der Stadt Weißenfels verhindern. Gemeinsam gestalten können wir unsere Gesellschaft nur, wenn wir uns unserer demokratischen Rechte und Pflichten als Bürger bewusst sind und aktiv mitarbeiten, damit die Entscheidung nicht einzelnen überlassen bleibt.

 

MZ-Artikel „Fleischwerk Weißenfels“ und „Schnuppertag im Fleischwerk“ vom 08. bzw. 22.05.2007 (Trotz gewünschter Autorisierung erfolgte die Veröffentlichung unvollständig! Der letzte Absatz zur Position der Gewerkschaft wurde weggelassen.)

Nun versucht die durchsichtige Pressekampagne von Tönnies auch noch die Jugend zu instrumentalisieren, um das zu Recht angeschlagene Image des Konzerns aufzupolieren. Vergessen sind die Eingeständnisse, dass aufgrund mangelnden Interesses und trotz Arbeitsplatzgarantie die Zahl der Auszubildenden ständig zurückging. Von 47 auf 38 schrumpfte die Zahl in Weißenfels allein von 2002 bis 2005, und 2006 brachen 40% der Azubis ihre Ausbildung ab. Die eigentlichen Ursachen wird der Konzern weiter verschweigen, hat er doch voll dazu beigetragen, dass sich das einst abwechslungsreiche Fleischerhandwerk heute auf monotone Fließbandarbeit in Großschlachthöfen reduziert. Man wünscht jedem Jugendlichen aus der Region einen Ausbildungsplatz, doch erfahren diese auch etwas über die Betriebsratsarbeit, Statistiken zu Arbeitsabbrüchen, Arbeitsunfällen oder durchschnittlichen Überstunden im Weißenfelser Betrieb? Nach Angabe der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) ist die Firma Tönnies nicht gerade das Musterbeispiel für demokratische Strukturen und Mitbestimmung durch Arbeitnehmer.

Wenn hier vom „Traditionsstandort und regionalem Wirtschaftsmotor“ berichtet wird, entlarvt sich der Presserummel selbst. „Tradition“ ist leider, dass die meisten Fleischerfachbetriebe vor Ort  verschwunden sind, regionale Schlachthöfe reihenweise schließen und Arbeitsplätze im Fleischsektor weiter verloren gehen. Zählt man zur „Weißenfelser Tradition“  mittlerweile auch die ständigen Lärm- und Geruchsbelästigungen auf ganze Stadtteile, das nachgewiesene Überschreiten von Schlachtgenehmigungen oder die schockierende Gleichgültigkeit der Stadt- und Landesbehörden? Wenn man am Ende angesichts monströser Bauten und geplanter Industrieflächen noch von  „positiven städtebaulichen Aspekten“ und „Revitalisierung“ redet, muss man den Weißenfelser Stadtentwicklern jegliche Fachkompetenz absprechen. Während  letztere die Schlachthoferweiterung über eine städtebauliche Entwicklungsmaßnahme „Neustadt“ als Deckmantel indirekt finanzieren, versucht Tönnies mit der Ausbildungskampagne den jobvernichtenden Verdrängungswettbewerb um Profite zu rechtfertigen. In Deutschland ist aber kein zusätzliches Wachstum mehr im Fleischbereich zu generieren, so dass jede Form derartiger Schlachthoferweiterungen zu Lasten von Kleinststrukturen, insbesondere im Fleischerhandwerk geht. So setzt sich der Arbeitsplatzabbau automatisch fort, ein weiterer Grund, warum auch die Gewerkschaft NGG die Erweiterungsplanungen von Tönnies ablehnt.

 

MZ-Artikel vom 22.03.2007: Schweineschnauzen reisen bis China

Beim Lesen des Artikels kann man den Eindruck gewinnen, dass Tönnies zum Wohltäter der Stadt und der Region aufgestiegen sei. Und wenn auch noch stolz angepriesen wird, dass „Schweineschnauzen“ bis in den asiatischen Raum verfrachtet werden, muss man sich ernsthaft fragen, ob die Berichte des Weltklimarates oder die aktuellen Ergebnisse der Geowissenschaftlerin Ilka Fabig (MZ-Artikel vom 27.03.2007, S. 10) mit den prognostizierten Auswirkungen auf Umwelt und Volkswirtschaften überhaupt ernst genommen werden. Sieht so der Beitrag zur Reduzierung klimaschädlicher Treibhausgase aus? Fast täglich wird man an die Auswirkungen des Klimawandels erinnert. Überschwemmungen, Wassermangel, Dürre, Artensterben sind nur einige Schlagwörter. Und trotzdem macht man Tag für Tag so weiter.

Blickt man auf die forcierte Schlachtzahl von täglich 20.000 Schweinen, kann man nur den Eindruck gewinnen, dass dem Unternehmer ökologische Verantwortung ein Fremdwort ist und er sein Streben nach kurzfristigem Profit klar zu Lasten unserer Umwelt und unserer Ressourcen verfolgt. Allein der tägliche Wasserverbrauch würde bei 20.000 Schweinen 4.000.000 Liter betragen, vom Abwasser ganz zu schweigen. Die aktuellen Forschungsergebnisse zu den Wasserressourcen im Landkreis Weißenfels haben aber verdeutlicht, dass gerade für die Region Weißenfels Dürreperioden keine Seltenheit mehr darstellen, sondern Alltag sein werden. Zu erwarten sind noch weniger Niederschläge und folglich die Reduzierung des Grundwassers und ihrer Neubildungsrate. Sind wir noch zu retten, unsere wertvollsten Ressourcen zu vergeuden, damit am Ende China „Schweineschnauzen“ aus Weißenfels erhält? Nicht die Produktion von Schweinefleisch in einem längst gesättigten Markt steht im Interesse des Allgemeinwohls, sondern ein wirklich nachhaltiger Umgang mit unseren Potentialen und Ressourcen.

 

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