In Bezug auf den MZ-Artikel vom 9. April 2009 zum Protest gegen die Erweiterung der Schlachtkapazität bei Tönnies muss etwas Grundsätzliches klargestellt werden, denn es geht nicht darum, ein Produkt gegen das andere bzw. einen Arbeitsplatz gegen den anderen auszuspielen.
Ob man in industriellen Mastanlagen, in denen die Tiere unter extremen Bedingungen gehalten und in kürzester Zeit auf ihr Schlachtgewicht hochgemästet werden, wirklich hochwertige Lebensmittel herstellen kann, bleibt dahin gestellt. Auf jeden Fall aber ist richtig, darüber nachzudenken, ob eine bestimmte Art der Produktion nicht andere Entwicklungsmöglichkeiten der Region gefährden.
Die Bürgerinitiative „Pro Weißenfels“ und der Bürgermeister von Burgwerben weisen zurecht darauf hin, dass die Kapazitätserweiterung von jetzt 8.600 auf über 12.000 Tiere am Tag – und die dann noch geplante auf 20.000 Tiere am Tag – Konsequenzen für die Region haben wird. Nicht nur, dass die Schlachtfabrik von Herrn Tönnies in unmittelbarer Nähe zu einem Wohngebiet steht, sie braucht auch Wasser- und Klärkapazität wie eine mittlere Stadt. Das Wasser, das dort benötigt wird, steht für andere Zwecke nicht mehr zur Verfügung.
Eine Weinbauregion ist in aller Regel touristisch sehr interessant, das zeigen Regionen an der Mosel, an der Nahe und am Rhein. Mit dieser Konkurrenz kann sich das Gebiet an der Saale und an der Unstrut sehr wohl vergleichen, allerdings muss diese Chance dann auch wirklich genutzt werden. „Wirtschaftliches Engagement muss verträglich gestaltet werden“, sagen auch die Initiatoren, die das Saale-Unstrut-Gebiet auf die Unesco-Weltkulturerbe-Liste bringen wollen.
Weinbau und Tourismus vertragen sich eben nicht mit einer Schlachtfabrik, die dann täglich von mehr als 800 LKW’s angefahren wird. Es muss doch wirklich überlegt werden, ob mit dieser Kapazitätserweiterung, die für die Versorgung der Region nicht nötig ist und die darauf baut, dass Transporte auch in Zukunft „spottbillig“ bleiben, die richtigen Weichen gestellt werden. Ist es nicht eine kluge Überlegung, wenn sich eine Region nicht ausschließlich von einem Investor abhängig machen will?
Undine Kurth
Bundestagsabgeordnete (BÜNDINS 90/ Die Grünen)
Abbildung: www.burgwerben.de
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